Behinderung durch "Schlitzaugen"?

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12.12.13, 12:13:55

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geändert von: 55555 - 12.12.13, 12:15:23

Welche Gruppe behindert wird und welche nicht ist bis heute noch nicht systematisch definiert worden. Noch immer wird diese Zuordnung von machtpolitischen Zirkeln getroffen, die aus ihrem kulturellen Blickwinkel diese Zuordnungen letztenendes willkürlich treffen. In gewisser Weise erinnert dies an die Grenzziehungen der europäischen Kolonialherren des überholten Besatzungskolonialismus, die den Zweck hatten Gebilde zu schaffen, die keine eigene starke nationale Identität mehr besitzen.

Deswegen ist es sehr wichtig immer wieder zu hinterfragen, wie folgerichtig diese Fremdzuordnungen eigentlich sind und zu überlegen wie ein systematisch sauber definierter Behinderungsbegriff geschaffen werden könnte.

Hier ging es bereits vor einer Weile um die Fragen, weswegen Menschen mit dunkler Haut eigentlich nicht als behinderte Bevölkerungsgruppe betrachtet werden.

Nun ein weiteres Beispiel:
Zitat:
Seit zwölf Jahren führt Hong im Gangnam-Viertel eine gutgehende Praxis. «Am Gesicht, vor allem aber an den Augen kann man den Wandel des Ideals deutlich sehen. Denn am häufigsten wird in Korea an den Augen operiert.» Tatsächlich machen die Operationen an den Augenlidern das Gros aller Eingriffe aus, während beispielsweise in der Schweiz das Fettabsaugen die häufigste Massnahme darstellt. Der Bedarf an Schönheitschirurgie scheint also von Land zu Land zu variieren. In Korea selber sind, folgt man dem neuen Trend, immer mehr Menschen mit den im Westen so genannten «Mandelaugen» nicht ganz glücklich. Dabei wurden sie im alten Korea romantisch mit dem Halbmond verglichen und als schön empfunden. Die idealen Augenbrauen mussten der schmalen Mondsichel gleichen.

Die Mandelaugen gelten als ein Merkmal der mongolischen Rasse. Um die empfindlichen Augen vor der Kälte zu schützen, wurden, so die Evolutionstheorie, die oberen Augenlider dicker und schwerer. Die Augen lassen sich darum nicht ganz öffnen. Menschen, die Mandelaugen haben, besitzen auch flache Gesichtszüge und eine niedrige Nasenwurzel. Dass die Augen der Europäer gross erscheinen, hat unter anderem mit der Beschaffenheit der oberen Augenlider zu tun. Diese sind dünn und lassen sich beim Aufschlagen weit nach hinten aufklappen. Man sieht mehr von den Augen. Die gesamte Anatomie des Gesichts ermöglicht dies: Die Nasenwurzel liegt hoch, die Stirn ist vorgewölbt, und die Augenhöhlen sitzen tief. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Augenlider an ihren unteren Enden Falten besitzen.

In Korea nennt man diese die «Doppelfalten», die die Augen grösser erscheinen lassen. Die Koreaner meinen, Menschen mit zu schmalen Augen machten einen schläfrigen und trägen Eindruck. Die meisten operativen Eingriffe an den Augen haben daher mit der Herstellung der Doppelfalten zu tun. Die koreanischen Schönheitschirurgen sind sich darin einig, dass diese Sicht eine Folge der Globalisierung des Schönheitsideals ist. Denn Models aus dem Westen, die mit Markenprodukten weltweit präsent sind, wirken wie Ikonen eines Schönheitsideals, die Standards setzen. Mit der gestiegenen Wirtschaftsmacht Ostasiens ist inzwischen zwar auch die Zahl mandeläugiger Schönheiten auf den internationalen Laufstegen gestiegen, aber der Trend ist dennoch eindeutig.

Da 30 Prozent der Koreaner von Natur aus die «Doppelfalten» besitzen, kommen die restlichen 70 Prozent als mögliche Klientel in Frage. Hong schätzt, dass gut 50 Prozent davon bereits Erfahrungen mit Operationen haben. Frauen mehr als Männer. Dabei werden die oberen Augenlider operativ so verändert, dass sie Falten bekommen. Es gibt zwei Methoden dazu: Bei der einen bringt man mithilfe eines Fadens entlang einer vorgezeichneten Linie einige Nähte an, und bei der anderen wird mit dem Messer ein Schnitt gemacht. Der Eingriff für beide Augen kostet zwischen 800 und 1500 Franken.

Quelle

Ein älterer "Lösungsvorschlag" (als Beschreibung der noch immer nicht überwundenen chauvinistischen Heuchelei): Behinderte sind oft weltweit verbreitete diskriminierte Bevölkerungsgruppen, welche nicht über von der eigenen Gruppe dominierte regionale Armeen verfügen.
13.12.13, 16:44:45

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Dazu passend:
Zitat:
Der amerikanische Ökonom Daniel S. Hamermesh hat für sein Buch «Beauty Pays» unzählige Studien ausgewertet. Das Fazit: Hässliche Menschen verdienen weniger, bekommen die schlechteren Jobs, heiraten ärmere und hässlichere Partner, haben seltener Sex, finden weniger Freunde, erhalten schlechtere Bankkredite als schönere Mitstreiter. Schönheit ist, ökonomisch gesprochen, ein knappes Gut, das deren Besitzer gegen zahlreiche Vorteile eintauschen können. Das gelte in allen Kulturen fast gleich für Frauen und Männer, schreibt Hamermesh. Dabei lässt sich Schönheit kaum festmachen. Symmetrie und ausgeglichene Proportionen zählen. Mehr weiss die Forschung nicht. Schönheit bleibt wolkig. Und die Vorstellungen davon verschieben sich im Lauf der Geschichte.

Trotzdem gehen Menschen fast immer einig, welche Menschen sie als schön empfinden und welche nicht. Das zeigen Umfragen auf der ganzen Welt, bei denen Probanden Gesichtsfotos einstufen müssen. Widersprüchliche Bewertungen kommen dabei kaum vor. Auch die Verteilung bleibt in allen Studien ungefähr gleich: 10 Prozent der Menschen werden als äusserst schön eingeschätzt. 10 bis 12 Prozent gelten als unterdurchschnittlich, 1 bis 2 Prozent als hässlich. Die restlichen 75 Prozent bilden das ästhetische Mittelfeld. Tendenziell werden jüngere Menschen als schöner bewertet als ältere. Menschen, die in jungen Jahren als ansehnlich galten, tun dies auch im Alter. Der schönste Mensch der Gegenwart, dessen Pracht kaum jemand bestreitet, ist laut Hamermesh George Clooney.

Die Vorteile der Schönen haben einen einfachen Grund: Menschen umgeben sich lieber mit gut aussehenden Menschen. Die Biologie liefert eine ebenso einfache Erklärung dafür: In der Frühzeit habe Schönheit Gesundheit und Stärke signalisiert. Deshalb bevorzuge die Evolution schöne Menschen, obwohl diese Gleichsetzung längst nicht mehr zutreffe. Sozialwissenschaftler halten Schönheitsideale dagegen für gesellschaftliche Konstruktionen. Schon vor mehreren Tausend Jahren warnten Denker davor, von der Oberfläche auf Wahrheit oder Tugend zu schliessen. Platon verdammte das Äussere als wertlosen, täuschenden Schein.

Der lange Kampf der Philosophen hat wenig verändert. Bei gleicher Qualifikation bevorzugen Arbeitgeber den schöneren Kandidaten. In Amerika und Europa läuft diese Selektion verborgen. In China nennt jedes zehnte Stelleninserat gutes Aussehen als Einstellungskriterium. Diese Begünstigung hat einen finanziellen Grund: Weil schöne Verkäufer oder Berater Kunden leichter überzeugen, erwirtschaften sie mehr Umsatz als weniger schöne Konkurrenten. Schlecht auszusehen, bedeute in vielen Jobs, weniger produktiv zu sein, schreibt Daniel S. Hamermesh. Nicht weil Hässliche schlechter arbeiteten. Sondern weil die Abneigung anderer Menschen dies so erscheinen lasse. Die Vorurteile bestätigten sich selber.

Unternehmen teilen die Gewinne, die sie aus dem «Schönheitskapital» ihrer Arbeiter ziehen. Bildhübsche Angestellte verdienen in Amerika durchschnittlich 15 Prozent mehr als hässliche (bei gleichen Fähigkeiten und gleichem Alter). Auf ein Leben gerechnet macht das einen Unterschied von 230'000 Dollar. Der Rückstand der Hässlichen auf den Durchschnitt beträgt 140'000 Dollar. Ähnliche Zahlen gälten auch in Europa, vermutet Hamermesh. Selbst bei geistigen Berufen wie Universitätsprofessoren verbessere Schönheit Lohn und Karrieregeschwindigkeit. Umgekehrt scheinen Studenten attraktiven Professoren aufmerksamer zuzuhören und so schneller zu lernen.

Quelle

Hierbei sei sicherheitshalber nocheinmal daran erinnert, daß Menschen mit "entstelltem" oder "besonders abstoßendem" Äußeren ganz offiziell als behinderten Bevölkerungsgruppe betrachtet werden.
 
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