Zitat:
Die Fachstelle für Menschen mit einer Behinderung ist Geschichte. Regierungspräsident Guy Morin und der Grosse Rat haben die Stelle, die 2003 von Erziehungsdirektor Christoph Eymann (LDP) ins Leben gerufen wurde, trotz heftigstem Widerstand der Betroffenen abgeschafft.
Man werde die Anliegen der Behinderten weiterhin ernst nehmen, beteuerte Regierungspräsident Guy Morin im Vorfeld der Schliessung der Fachstelle immer wieder. Und er kündigte an, eine Meldestelle für Menschen mit einer Behinderung einzurichten – eine Art Briefkasten, wo Anliegen deponiert werden können. Diese Meldestelle befindet sich seit dem 1. Januar in der Fachstelle Diversität und Integration im Präsidialdepartement an der Marktgasse 30a.
Wie ernst es Morin mit dieser Meldestelle meint, offenbart ein Augenschein vor Ort: Das Gebäudeinnere ist – anders als die ehemalige, von Martin Haug geleitete Fachstelle an der Martinsgasse – für Rollstuhlfahrer kaum zugänglich. Zwar gibt es einen Lift, doch um an den zu kommen, muss man es erst einmal über die Treppe in den ersten Stock schaffen – keine Chance für Gehbehinderte.
Wie viele Betroffene es überhaupt bis vor diese Hürde schaffen, ist allerdings unklar. Auf der Website der Fachstelle Diversität und Integration wird nämlich nicht erwähnt, dass Behinderte ihre Anliegen bei dieser Meldestelle deponieren können.
Eine Meldestelle für Behinderte, die für Behinderte nicht zugänglich ist – Georg Mattmüller, Geschäftsleiter des Behindertenforums, bezeichnet das als «schlechten Witz». «Guy Morin hat die Meldestelle zur Beruhigung der Gemüter aus dem Hut gezaubert und scheint sich nicht sehr viel dabei überlegt zu haben», sagt er. Noch immer zeigt sich Mattmüller enttäuscht von der Abschaffung der Fachstelle. «Es ist schon mehr als komisch, dass ein bürgerlicher Regierungsrat diese Stelle schafft, weil er zur Umsetzung des städtischen Leitbildes deren Notwendigkeit sieht – ein linker Regierungsrat und Arzt diese Stelle wieder streicht.»
Zitat:
Das Prinzip Meldestelle ist (auch ohne Treppe) ein schlechter Witz: Menschen mit Behinderung werden zu BittstellerInnen degardiert, die zwar Anliegen deponieren dürfen, aber nicht wissen, ob sie erfüllt werden oder ob sich überhaupt jemand darum kümmert.